Offenbach (dpa/tmn) – Der Fernseher läuft den ganzen Abend. Parallel wird mit dem Tablet im Internet gesurft, im Kinderzimmer zockt der Nachwuchs an PC und Konsole. Was beim Energieversorger für Freude sorgt, nehmen die meisten Menschen nur einmal im Jahr zur Kenntnis.
Wenn die jährliche Stromabrechnung kommt und Nachzahlungen fällig werden, ist die Ärger meistens groß. Dass Unterhaltungselektronik wie Fernseher oder Computer einen großen Teil des Stromverbrauchs in Privathaushalten ausmachen, ist kein Geheimnis. Wie viel Stromkosten sie im Jahr ungefähr verursachen, lässt sich mit einer einfachen Rechnung ermitteln. Dafür nimmt man den angegebenen Watt-Verbrauch jedes Gerätes und schätzt die tägliche Nutzungsdauer.
Ein Beispiel: Der Fernseher mit 120 Watt läuft täglich zehn Stunden. Macht 1200 Wattstunden oder 1,2 Kilowattstunden (kWh). Die kWh Strom kostet im Schnitt um die 28 Cent. Macht pro Tag rund 34 Cent Stromkosten. Im Jahr kommt man damit auf etwa 125 Euro für den Fernseher. Jedoch: «Das ist nur ein Maximalwert», schränkt Jürgen Ripperger vom Verband der Elektrotechnik (VDE) in Offenbach ein.
Die Watt-Zahl gibt nämlich nur an, wie viel Strom das Gerät bei maximaler Auslastung verbraucht. Ein besonders helles Bild oder viel Kontrast machen den Fernseher stromhungrig. Der PC braucht für Textverarbeitung weniger Strom als mit voll ausgelasteter Grafikkarte bei 3D-Spielen. Was daraus klar wird: Der Strombedarf der Geräte ist nur ein Faktor. «Der wichtigste Faktor ist der Nutzer», betont Ripperger. Deshalb liefert die Stromkosten-Rechnung auf Basis der Watt-Zahl nur eine grobe Orientierung.
Bei Fernsehern gibt es beim Neugerätekauf im Laden eine weitere Orientierungshilfe: Sie müssen seit 2011 das
EU-Energielabel tragen. Es gibt neben der Effizienzklasse die Verbrauchsmenge von Kilowattstunden bei vier Stunden täglichem Betrieb im Jahr an, erklärt Roman Zurhold von der Deutschen Energie-Agentur (dena). «Da die Angabe ein Durchschnittswert ist, bietet sie eine realistische Schätzung.» Multipliziert man sie mit dem Preis pro kWh, hat man eine realistische Schätzung der jährlichen Stromkosten bei täglichem Betrieb von vier Stunden. Wer nur zwei Stunden schaut, nimmt einfach entsprechend die Hälfte dieses Werts. Bisher gibt es das Label aber nur für Fernseher und nicht für Computer oder andere Geräte.
Für eine genauere Ermittlung des Stromverbrauchs bieten sich Zwischenstecker an. Die kleinen Messgeräte kommen zwischen Steckdose und Gerät und zeichnen auf, wie viel Strom im Nutzungszeitrum fließt. Je länger die Geräte messen, desto genauer wird der Eindruck vom Verbrauchsverhalten. Wer etwa einen Monat lang misst, multipliziert den Wert mit 12 und hat eine recht genaue Jahresschätzung.
Beim Tüv Rheinland beobachtet man einen allgemeinen Trend zu mehr Effizienz im Bereich Unterhaltungselektronik. «Doch», sagt Ralf Diekmann, «Effizienz bemisst sich nicht nur an geringem Stromverbrauch, sondern am optimalen Verbrauch für eine genutzte Leistung.» Und der kann an vielen Punkten optimiert werden, wie er mit einigen Beispielen erklärt.
WLAN-Router verbrauchen 13 bis 15 Watt pro Stunde, schätzt Diekmann. Pro Jahr kommen da bei 24-Stunden-Betrieb rund 35 Euro Stromkosten zusammen. Wer den Router über Nacht ausschaltet, kann diese Kosten um ein Drittel reduzieren. «Da schläft man und ist nicht im Internet», sagt Diekmann. Bei einigen Routern lässt sich das schon in den Einstellungen festlegen.
Der Fernseher sollte nicht gerade an einem großen Fenster stehen, wo das Tageslicht in voller Kraft herein scheint. Denn je heller die Umgebung des Geräts ist, desto höher muss die Bildschirm-Helligkeit eingestellt werden, was wiederum mehr Strom kostet. Diekmanns Rat laut deshalb: Das TV-Gerät möglichst in eine eher dunkle Ecke stellen. Wenn man gerade über den Kauf eines neuen Geräts nachdenkt, gilt ein Gedanke der Bildschirmgröße. Da sollte man im Hinterkopf behalten: Mehr Diagonale kostet mehr Strom.
Beim Stromsparen vergessen viele Menschen die einfachste Regel: Was ausgeschaltet ist, verbraucht nichts. Beim PC zum Beispiel sollten nicht genutzte Peripherie-Geräte wie Drucker oder Scanner abgeschaltet werden. Während der Arbeit am Computer schließt man Programme, die gerade nicht in Gebrauch sind. Das Gerät zieht weniger Strom und außerdem wird der Prozessor geschont, sagt Diekmann.
Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Bodo Marks
(dpa)