Berlin – Nachhaltige Spielsachen, ökologisch hergestellte Kleidung und regionale Lebensmittel – den Alltag mit Kindern umweltbewusst zu gestalten, ist leichter gesagt als getan.

Statt dem Fahrrad wird der Familienvan benutzt, ständig läuft die Waschmaschine und der Fernseher dient als Babysitter. Dass das weder den Kindern noch der Umwelt zugute kommt, ist vielen Eltern bewusst.

«Umso wichtiger ist ein «Zurück zur Natur»», sagt Prof. Manuela Pietraß von der Universität der Bundeswehr in München. Durch die Begegnung mit der Natur hätten Kinder die Möglichkeit, ihre Sinne zu schärfen und Dinge wahrzunehmen. Dem stimmt auch Prof. Gerd Schäfer von der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln zu: Kinder bräuchten den Zugang zur Umwelt, um ein Bewusstsein für den sie umgebenden Lebensraum zu entwickeln.

Ein Zugang zur Natur ist heutzutage aber nicht ohne weiteres möglich. «Stadtkinder haben es grundsätzlich schwerer, doch auch alle anderen sind einem Dauerprogramm aus Schul- und Freizeitaktivitäten unterworfen», kritisiert Pietraß. So bleibe nicht viel Freiraum zum Herumstromern.

Die britische Autorin Kate Blincoe hat ein Buch darüber geschrieben, wie Eltern Kinder heute umweltbewusst erziehen können – aber so, dass es in den turbulenten Familienalltag passt. «Green Parenting» nennt sie diesen Ansatz. Sie gibt in ihrem Buch Tipps, wie sich aus Alltagsgegenständen Spielsachen basteln lassen. So werden aus leeren Plastikflaschen, Knöpfen und Bohnen Rasseln für die Kleinsten. Aus Salz, Mehl, Götterspeise und Sahnesteif lässt sich Knete herstellen. Wenn die Dinge ihren Reiz verlieren, können sie recycelt werden.

Darüber hinaus können Erwachsene Kinder dazu ermutigen, selbst kreativ zu sein. «Aus Schachteln, Verpackungen, Pappkarton und alten Zeitschriften kann ein Zuhause für Puppen und Teddys gezaubert werden», sagt Meike Lechler, Referentin für Kinder der Naturschutzjugend (NAJU).

Besonders die permanente Reizüberflutung durch Fernsehen, Smartphone und Computer hemmt Fantasie und Eigeninitiative. «Die Medien zu verteufeln, bringt aber nichts», so Lechler. Man sollte den Kindern stattdessen beibringen, richtig damit umzugehen. Geocaching sei nur ein Beispiel dafür, Naturerlebnisse und Mediennutzung sinnvoll zu verknüpfen.

Zum Konzept des Green Parenting gehört neben einer naturnahen Freizeitgestaltung auch eine gesunde Ernährung. Blincoe empfiehlt, Kinder beim Zubereiten helfen zu lassen. So lernen sie, was gesund ist, und sehen gleichzeitig, was man aus einzelnen Zutaten zaubern kann. «Beim Einkaufen können sich Kinder statt Süßigkeiten oder Zeitschriften eine besondere Frucht aussuchen, die normalerweise nicht im Einkaufskorb landet.» Heidelbeeren oder Kirschtomaten auf dem Balkon anzubauen, ist ebenfalls ein leicht zu organisierendes Projekt.

Service:

Kate Blincoe: Green Parenting. Wie man Kinder großzieht, die Welt rettet und dabei nicht verrückt wird. Oekom. 224 S. Euro 19,95, ISBN-13 9783865817785

Fotocredits: Naturschutzjugend (NAJU),Silvia Marks,Rottmann
(dpa/tmn)

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