Bremen – Wer mit seinem Geld nicht jede Industrie unterstützen will, kann in sogenannte nachhaltige Anlagen investieren. Damit können Anleger bedenkliche Geschäftspraktiken wie Kinderarbeit oder Rüstungsdeals in ihrem Depot vermeiden, erklärt Annabel Oelmann, Vorstand der
Verbraucherzentrale Bremen.
Das Gesamtvolumen für nachhaltige Anlagen lag in Deutschland 2016 bei knapp 157 Milliarden Euro, berichtet Claudia Tober, Geschäftsführerin des
Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Seit 2008 hat der nachhaltige Anlagemarkt jedes Jahr stärker zugelegt als der konventionelle. Allerdings ist der Anteil der nachhaltigen Anlagen mit rund 2,8 Prozent des Gesamtmarktes nach wie vor gering.
Nachhaltige Geldanlagen beziehen den Einfluss von sogenannten ESG-Kriterien ein, erläutert Tober. Übersetzt steht ESG für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Hierfür gibt es verschiedene Anlagestrategien: So schließen manche Fonds Investments in bestimmte Branchen aus. Die Best-in-Class-Strategie ist weniger streng. Sie wählt die Unternehmen aus, die ökologische und ethische Standards in ihrer Branche zumindest am besten umsetzen. Die konkreten Anlagestrategien variieren jedoch von Finanzprodukt zu Finanzprodukt.
Seit etwa zwei Jahren weist das FNG-Siegel nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum aus. Um das Siegel zu erhalten, müssen Fonds Waffen und Kernkraft ausschließen. Ebenso müssen sie die vier Bereiche des sogenannten
Globalen Pakts zwischen Unternehmen und den Vereinten Nationen berücksichtigen. Dazu gehören Menschen- und Arbeitsrechte, Umweltschutz sowie die Bekämpfung von Korruption und Bestechung. Derzeit haben 39 Fonds das FNG-Siegel.
«Nachhaltige Investitionsmöglichkeiten finden sich mittlerweile bei nahezu allen Finanzprodukten und Anlageklassen», sagt Tober. Anleger können in Fonds oder Anleihen, Lebensversicherungen, fondsgebundene Versicherungen oder Rentenversicherungen investieren.
Vorsichtig sollten Anleger bei Angeboten aus dem grauen Kapitalmarkt sein, warnt Oelmann. Dazu gehören Direktbeteiligungen und Nachrangdarlehen. «Das sind riskante Anlageformen, die für den Privatanleger in der Regel nicht geeignet sind», sagt Oelmann. Nur weil ein Investment gut für den Klimaschutz ist, bedeute das nicht, dass der Anleger einen sicheren Ertrag erzielt. Bei diesen kaum regulierten Produkten könnten Anleger sogar ihr Geld verlieren.
Zudem könnten bei Aktien kleinerer Unternehmen Liquiditätsengpässe an den Börsen entstehen, ergänzt Andreas Görler, Vermögensmanager bei der Pruschke & Kalm GmbH. Das werde regelmäßig problematisch, wenn Anleger ihr Investment wieder verkaufen wollen. «Bei Ökologiefonds, die zusätzlich einen Nachhaltigkeitsausschuss als Überwachungsgremium vorhalten oder externe Firmen beauftragen, entstehen ebenfalls zusätzliche Kosten.»
Grundsätzlich sollten Anleger Produkte vorziehen, die schon eine etwas längere Expertise vorweisen können oder Fondshäuser wählen, die sich auf das Thema spezialisiert haben, empfiehlt Görler. «Bei größeren Fondsgesellschaften sollten Anleger prüfen, ob der verantwortliche Manager zumindest schon länger in diesem Bereich unterwegs ist.»
Da das Heraussuchen guter Aktien in diesem Segment noch schwieriger sei als gewöhnlich, rät Görler zudem zu einem aktiven Managementansatz. «Dann muss der Privatanleger nicht auch noch das Timing für die Investition berücksichtigen.»
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(dpa/tmn)