Hannoverj (dpa) – Es ist alt, hat einen Stecker oder Batterien und soll weg. Okay. Nur wohin? Für ausgediente kleinere Elektrogeräte gibt es eine Alternative zum Wertstoffhof: Der Internethandel lässt an Paketstationen Geräte einsammeln. Fragen und Antworten zum Thema:
Was ist neu?
Ausgediente kleine Elektrogeräte müssen ab dem 25. Juli auch von Online-Händlern zurückgenommen werden – kostenlos und ohne Kassenbon. Dann greift auch für sie ein Gesetz, das für mehr Recycling sorgen und die Umwelt entlasten soll. Für den stationären Einzelhandel gilt das Gesetz auch – aber viele Geschäfte nahmen Elektrogeräte sowieso schon freiwillig zurück. Zum Beispiel, um neue Kunden zu gewinnen.
Wie läuft die neue Rückgabemöglichkeit in der Praxis ab?
Dienstleister helfen den Händlern, die
Rücknahme zu organisieren. Etwa
European Recycling Plattform (ERP): Altgeräte bis 31,5 Kilogramm und Kantenlängen von höchstens 120 mal 60 mal 60 Zentimetern können bei mehr als 50 000 Filialen eines Paketdienstes kostenlos abgegeben werden. Dafür stellt der Online-Händler im Internet einen Link zur Verfügung, über den die Verbraucher den nötigen Paketaufkleber ausdrucken. Für alles Größere und Schwerere gebe es «individuelle Abhol- und Entsorgungslösungen». Auch der Anbieter
WEEE Return bietet Abgabe- und Versandstellen an. Für die Kunden ist es letztlich wohl nicht so wichtig, mit wem sein Händler zusammenarbeitet.
Wie kann man Elektroschrott sonst noch loswerden?
Üblich sind die kommunalen
Sammelstellen, oft Wertstoffhof genannt. Der Einzelhandel muss Altgeräte auch zurücknehmen – kleinere einfach so, größere dann, wenn ein neues Gerät gekauft wird. Einen Kassenbon muss man dazu nicht mitbringen. Aber auch Entsorgungsfachbetriebe sind in dem Kreislauf dabei, sie bieten teils sogar Prämien für die Rückgabe an und holen größere Mengen Elektroschrott auch direkt aus Unternehmen ab.
Warum soll der Elektroschrott nicht einfach im Müll landen?
Um die Umwelt zu schützen und Ressourcen zu schonen. Beispiel Kühlschrank: Da muss ein Gemisch aus Kühlmittel und Öl abgesaugt werden. In alten Geräten steckt oft auch noch das klimaschädliche Gas FCKW. Handys, Computer und Co. enthalten zudem wertvolle Metalle wie Gold, Kupfer und Silber – und Fachbetriebe holen sie aus Bauteilen wieder heraus. Die Firma Robert Doormann aus Hannover etwa berichtet, dass für nur ein Gramm Gold in afrikanischen Minen rund zwei Tonnen Gestein aus großer Tiefe gefördert und aufbereitet werden müssen. Alternativ lasse sich das mit etwa fünf ausgedienten PCs erreichen.
Steckt da auch ein Geschäft dahinter?
Klar, das lohnt sich.
Doormann zufolge ist Wiederverwertung «eine ernstzunehmende Alternative und Ergänzung zur bergmännischen Förderung» der Metalle. Die Industrie setzt heute laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sogar schon High-Tech-Textilien ein, die wertvolle Materialien in Staubkorngröße aus den Abwässern der Fabriken filtern.
Welcher Grundgedanke steht dahinter?
Die sogenannte erweiterte Herstellerverantwortung geht auf die 1990er Jahre zurück. Schon damals brachte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ein Konzept auf den Weg, bei dem die Hersteller für Produkte zuständig sind bis zum Lebensende – also bis zur Entsorgung oder Wiederverwertung. Diese Bürde sollten nicht länger Verbraucher oder Staaten tragen müssen. Ausrangierte Rasierer, Bohrmaschinen, Computermäuse und so weiter einfach in den Restmüll zu werfen, ist schon seit 2006 verboten. In die Wertstofftonne gehört Elektroschrott übrigens auch nicht.
Bringt die Neuerung einen großen Schub für das Recycling?
Die Branche zweifelt. «Wir halten das Gesetz für unsinnig, weil wir glauben, dass es einen Zusatznutzen nur in homöopathischen Dosen bringt», sagt der Chef des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel, Christoph Wenk-Fischer. Denn nach wie vor nähmen ja auch die zumindest in größeren Städten oft nahen Recyclinghöfe Altgeräte an.
Fotocredits: Julian Stratenschulte
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