Engehausen (dpa) – Lichte Kiefernwälder, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg überall in Niedersachsen gepflanzt wurden, erfreuen die Waldbesitzer. Denn die Bäume wachsen schnell. Doch das Klima wandelt sich, das wird auch diesen Wald verändern, hin zu mehr Artenvielfalt.

Immerhin lassen die Kiefern am Boden noch Gras wachsen. «Das speichert das Wasser», erklärt Martin Hillmann, Forstexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK). «Diese Wasservorräte sollen künftig besser genutzt werden, etwa durch die Anpflanzung von Laubbäumen wie Buche oder Eiche.» Weil diese im Herbst ihre Blätter abwerfen, erreiche mehr Regenwasser den Boden, statt zu verdunsten.

Doch ein anderer Nadelbaum steht noch stärker im Fokus: «Die Fichte ist der große Verlierer des Klimawandels, vor allem im Flachland», sagt Hillmann. «Klimawandel heißt auch Sturm», ergänzt LWK-Fachmann Rudolf Alteheld. Das sei ein Problem vor allem für flachwurzelnde Fichten.

Es wird weniger Monokulturen mit Nadelhölzern geben, auch wenn Kiefer und Fichte noch die häufigsten Arten seien, ist Frank Haufe überzeugt. Der Rheinländer leitet den Fachbereich Waldbau. Er empfehle Arten wie die aus Nordamerika stammende Douglasie: «Sie ist gut geeignet als Mischbaumart, etwa zusammen mit der Buche.» Alternativen seien Roteiche oder Küstentanne. Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsverhältnisse hätten gravierende Auswirkungen auf die Vegetation. Dabei gehe es vor allem um die Wahl geeigneter Baumarten und die Erfassung der unterschiedlichen Böden.

«Wir wollen produktive und naturnahe Wälder erhalten», fasst Haufe zusammen. «Produktives Ziel ist, möglich viel wertvolles Holz in einem gut strukturierten und damit stabilen Wald zu erzielen.» Die Entwicklung gehe auch im Privatwald hin zu mehr Laubbäumen und Mischwald. «Der Klimawandel ist bereits heute messbar, wir sind bereits mitten im Prozess», erklärt LWK-Präsident Gerhard Schwetje. «Wir sind sicher, dass sich der Wald verändern wird», sagt er am Donnerstag zu Beginn der LWK-Fachtagung in Engehausen im Heidekreis.

Folge des Klimawandels sei außer der steigenden Zahl schwerer Stürme auch eine deutliche Zunahme des Kahlfraßes durch Schädlinge, warnt Alteheld. Zudem sei mit Überflutungen nach schweren Regenfällen zu rechnen, eine deutliche Zunahme extremer Ereignisse sei zu beobachten. Die Bedingungen für den Wald würden sich verschlechtern, Waldmanagement sei der Schlüssel zum Erfolg. Der Klimawandel habe auch seine guten Seiten, betont Alteheld. Dazu gehörten eine längere Vegetationsperiode und wahrscheinlich mehr Niederschläge im Winter.

«Es ist besonders wichtig, die Bodenverhältnisse genau zu erfassen. Erst dann können wir entsprechend reagieren und bei verändertem Klima passende Baumarten empfehlen», sagt Haufe. Erst die Hälfte der 550 000 Hektar Privatwald in Niedersachsen sei standortkartiert. Man schaffe in den Privatwäldern derzeit nur 5000 Hektar im Jahr.

Rund 12 000 Quadratkilometer Wald gibt es in Niedersachsen, den Landesforsten gehören 340 000 Hektar, also 3400 Quadratkilometer. Die Böden seien bei den Landesforsten komplett kartiert, sagt Sprecher Reiner Baumgart. «Auch bei den Landesforsten macht man sich bereits seit einigen Jahrzehnten Gedanken über den Klimawandel.» So dürften Kiefer, Douglasie, Tanne und Lärche zumindest in Mischwäldern größere Bedeutung bekommen. «Wir achten auf eine ausgewogene und an den jeweiligen Standort angepasste Zusammensetzung der Baumarten.»

«Bäume wachsen langsam und leben lange», erklärt Baumgart. Sie könnten sich schnellem Wandel oft nicht anpassen. «Auch kommende Generation haben den Anspruch auf einen stabilen und vielfältigen Wald, der gleichermaßen sozialen, ökonomischen und ökologischen Bedürfnissen gerecht werden muss», betont er. Norbert Leben, Präsident des niedersächsischen Waldbesitzerverbandes, betont: «Hier werden die Weichen für die nächsten 150 Jahre gestellt.»

Fotocredits: Ralf Hirschberger

(dpa)