Er ist grün, er ist unreif und dennoch absolut schmackhaft: Grünkern.
Eigentlich ist Grünkern nur zu früh geernteter Dinkel, aber seine Ernte ist eine Kunst. Je nach Wetterlage muß der Zeitpunkt der Ernte präzise abgepasst werden. Die Dinkelkörner müssen noch grün sein, aber bereits teigig. Der perfekte Erntezeitraum umfasst selten mehr als eine Woche im Jahr.
Grünkern-Bauern müssen daher sehr gewissenhaft vorgehen, täglich die Felder kontrollieren, Körner aus den Spelzen drücken und so bestimmen, wann das Getreide gedroschen werden kann.
Sind die Körner geerntet, werden sie etwa sechs Stunden bei ständiger Rotation in einem Ofen bei 120 bis 180 Grad getrocknet; Darren heißt dieser Vorgang, bei dem die Körner konserviert werden. Bis heute wird dabei aus Geschmacksgründen Eichen- oder Buchenholz verfeuert. Rund 13 Priozent Feuchtigkeit sitzt nach dem Darren noch im Korn.
Eine der beliebtesten Sorten ist heutzutage der „Bauerländer Spelz“. Die Körner sind hier zwar kleiner und der Ertrag geringerer als bei neueren Sorten wie „Oberkulmer“ und „Schwabenkorn“, dafür ist das Korn fein und nicht mehlig.
Dass unreifes Getreide überhaupt zu einer Spezialität werden konnte, verdankt es seinem nussigen, leicht rauchigen Geschmack.
Ursprünglich wurde das Getreide vermutlich eher versehentlich zu früh geerntet: schlechtes Wetter und Hungersnöte führten zur verfrühten Ernte.
Bis ins 17. Jahrhundert reicht die Grünkerntradition zurück. Bis heute gehören Grünkernklößchen, Grünkernsuppen und – eintopf traditionell ind ie badische Küche; nicht umsonst hat der Grünkern auch den Beinamen „badischer Reis“. Verwendet wird der Grünkern wie eben auch Reis als Beilage, aber auch als Mehl und Flocken.
Besonders beliebt ist der Grünkern bei Vegetariern und Veganern, aber auch „Fleischfressern“ dürfte dieses herzhafte Korn munden. Probieren Sie es doch einfach mal aus!