Der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln könnte die Sicherheit in der Welt gefährden, darin sind sich die Politiker in aller Welt einig. Ursache für die drastischen KOstenanstiege könnte der Biosprit sein. Kann Umweltschutz etwa töten?
Die EU möchte den Anteil an Biosprit am gesamten Kraftstoffverbrauch auf etwa zehn Prozent oder sogar mehr steigern. Voraussetzung dafür sei, dass Kriterien festgelegt werden, um die Nahrungsmittelversorgung und die Umwelt nicht zu gefährden, erklärten EU-Kommission und Ratspräsidentschaft am Samstag nach einem Treffen der EU-Umweltminister im slowenischen Brdo.
So ist zum Beispiel vorgesehen, dass für den Anbau von Biosprit-Rohstoffen kein Wald gerodet und kein Moor trocken gelegt werden darf. Die Vorgabe zur Steigerung von Biokraftstoff gehört zum Gesetzespaket, mit dem die EU den Ausstoss von Treibhausgasen um 20 Prozent bis 2020 senken will.
Allerdings explodieren unter anderem wegen des zunehmenden Anbaus von Weizen, Mais, Zucker oder Palmöl für die in den USA und in der EU subventionierten Pflanzenkraftstoffe weltweit die Nahrungsmittelpreise. Diese Produktion steht in direkter Konkurrenz zu anderen Nahrungsmitteln oder verdrängt deren Anbau.
In Haiti kam es wegen der drastischen Verteuerung von Nahrungsmitteln schon zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
„Ich betrachte die steigenden Lebensmittelpreise … als eine Gefahr für Wachstum, Armutsbekämpfung, Stabilität und Frieden in der Welt“, sagt Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Sie vertritt Deutschland im Entwicklungsausschuss der Weltbank und misst dem Problem des Preisanstiegs bei Nahrungsmitteln ein große Sprengkraft zu. Ja, sie geht sogar so weit zu vermuten, dass dieses Problem die Sicherheit in der Welt gefährden könnte.
Sie macht besonders den Anbau von Pflanzen für Biosprit und damit verbunden die Biosprit-Strategie in Industrieländern verantwortlich.
Nach ernstzunehmenden Untersuchungen gingen 30 bis 70 Prozent der Nahrungsmittel-Preissteigerungen auf den forcierten Anbau und die Verwendung von Pflanzen für Kraftstoffe zurück.
Die Ministerin argumentierte, es bringe für den Klimaschutz nichts, wenn dafür am Äquator die tropischen Regenwälder für die Produktion von Biosprit abgeholzt werden. Jeder Prozentpunkt höhere Lebensmittelpreise bedrohe zusätzlich 16 Millionen Menschen mit Hunger, erklärte die Ministerin. Betroffen seien speziell die Ärmsten der Armen in Entwicklungsländern. Die Erfolge der Entwicklungshilfepolitik in den letzten Jahren drohten in kürzester Zeit ausgewischt werden. Gefordert seien die reichen Länder mit Hilfen, aber auch die Entwicklungsländer mit mehr Ausgaben für die landwirtschaftliche Entwicklung.
Trotz all dem hält die EU weiter daran fest, mehr Kraftstoff aus Nutzpflanzen gewinnen zu wollen.
Die Europäische Umweltagentur EEA, eine Forschungsnetzwerk der EU, forderte vergangene Woche, das „überehrgeizige“ Ziel aufzugeben. Dies sei ein schwer kontrollierbares Experiment mit nicht absehbaren Folgen. Biosprit hätte eine umweltschädigende intensive Landwirtschaft in der EU sowie weiteren Raubbau am Regenwald in Produktionsländern außerhalb Europas zur Folge.
🙁 Mit anderen Worten: Wenn wir Europäer auf unserem Ego-Trip bleiben, muss der Rest der Welt, vor allem der arme Teil, darunter leiden. Nicht alles, was „bio“ ist, ist eben auch nachhaltig oder gar gut für die gesamte Welt. Manches, was wir unter dem Deckmantel des Umweltschutz tun, gefährdet sogar wletweit die Natur.