Neben den schärferen Anbauregeln sieht das neue Gentechnikgesetz, das am vergangenen Freitag vom Bundesrat verabschiedet wurde, auch eine deutliche Kennzeichung mit dem Label „gentechnikfrei“ für tierische Produkte wie Milch oder Eier vor. „Gentechnikfrei“ kommt nun also in den Handel, birgt jedoch laut Kritikern auch deutliche Gefahren.
Von Hessen und Nordrhein-Westfalen eingebrachte Anträge zur Anrufung des Vermittlungsausschusses fanden keine Mehrheit. Hessen hatte kritisiert, dass tierische Erzeugnisse auch dann als „gentechnikfrei“ etikettiert werden dürfen, wenn dem Futter der Tiere durch gentechnische Verfahren gewonnene Vitamine und Enzyme zugesetzt wurden. Dies sei eine „Täuschung der Verbraucher“.
Hessens Bundesratsminister Volker Hoff (CDU) warf Seehofer vor, die bisherige strenge Kennzeichnung gentechnikfreier Lebensmittel werde verwässert. „Die Verbraucher erwarten zu Recht, dass auf der Packung draufsteht, was auch tatsächlich in der Verpackung drin ist“, sagte Hoff. Mit den Ausnahmen werde den Verbrauchern eine „vermeintliche Gentechnikfreiheit“ vorgetäuscht.
Baden-Württembergs Verbraucherminister Peter Hauk (CDU) sagte, die Konsumenten würden „schlichtweg an der Nase herumgeführt“.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zog eine gemischte Bilanz.
„Die Verbraucher bekommen mit der Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ endlich eine erkennbare Wahlmöglichkeit zwischen tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Milch und Eiern mit oder ohne Gentechnik“, sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger.
Auch andere Umwelt- und Naturschutzverbände sowie Verbraucherorganisationen hatten die neue Gentechfrei-Kennzeichnung begrüßt. Ihnen ging es vor allem darum, dass Verbraucher erkennen können, ob ein Landwirt seine Tiere mit gentechnisch veränderten Pflanzen füttert. Sie hoffen, dass Landwirte jetzt vermehrt vermeiden werden, Gentech-Pflanzen zu verwenden.