Ko Si Chang – Der Strand von Ko Si Chang gehört nun gewiss nicht zu den Traumstränden, für die Thailand so berühmt ist. Aber beliebt ist die Insel doch, gerade bei den Leuten aus Bangkok. Eine Autostunde bis zur Küste, dann noch eine halbe Stunde mit der Fähre, und schon ist man dort.

Doch liegt man einmal im Sand, ist die Hektik der Hauptstadt gefühlt viel weiter weg als anderthalb Stunden. Nur, dass das Vergnügen neuerdings erheblich getrübt wird.

Leider nämlich gehört Ko Si Chang zu den Orten, wo der viele Plastikmüll in den Weltmeeren sehr anschaulich wird. Tag für Tag werden aus dem Golf von Thailand Unmengen an Abfall angeschwemmt: Plastiktüten, Plastikflaschen, Plastikbecher, Plastikdosen, sogar ganze Tische und Stühle. An manchen Wochenenden sind es nach Angaben der Inselverwaltung bis zu 20 Tonnen.

Und auch wenn die Behörden den Strand nun jeden Morgen säubern lassen: Nach ein paar Stunden ist schon der nächste Dreck da. Der Müllkranz ein paar Meter von der Wasserlinie entfernt gehört inzwischen dazu. Muss man mögen, wenn man sich in die Sonne legt. Es schwimmt sich auch nicht so angenehm zwischen den Tüten.

Das «kleine, noch unentdeckte Paradies», wie es im Führer heißt, ist Ko Si Chang jedenfalls nicht mehr. Die Einheimischen wissen das auch. Einer der Müllsammlerinnen unten am Strand fasst die Meinung so zusammen: «Das ist eine große Schande für uns.»

Das Thema könnte auch beim Gipfel der großen Industrie- und Schwellenländer (
G20) an diesem Freitag und Samstag (7./8. Juli) in Hamburg eine Rolle spielen. Es sei ein «vertiefter Dialog zur Verringerung der globalen Meeresvermüllung geplant», heißt es in dem Schwerpunkt-Papier der Bundesregierung zum Gipfel.

Anfang Juni hatten Vertreter von G20-Staaten, Wissenschaftler und Fachexperten auf einer Konferenz in Bremen einen gemeinsamen Aktionsplan gegen Meeresmüll verabschiedet. Die Länder verpflichteten sich darin, den Eintrag von Abfällen aus Flüssen und Abwässern in die Meere deutlich zu verringern. Eine große
UN-Meereskonferenz ging Ende Mai dagegen nur mit einer vagen Absichtserklärung zu Ende.

Vermutet wird, dass inzwischen etwa 140 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen umhertreiben. Jedes Jahr kommen bis zu zwölf Millionen Tonnen dazu. Verantwortlich dafür sind in erster Linie nicht die westlichen Industrienationen. Mehr als zwei Drittel des Mülls stammt heute aus Asien. China, Indonesien, Thailand und die Philippinen gehören zu den besonders schlimmen Verursachern.

Das hat seinen Grund auch darin, dass Wirtschaft und Bevölkerungszahlen hier seit vielen Jahren wachsen. Es wird immer mehr produziert und verbraucht, aber bei der Beseitigung des Abfalls liegt vieles noch im Argen. Mit den enormen Mengen Müll, den ihre Bewohner verursachen, sind Mega-Citys wie Bangkok, Jakarta oder Manila überfordert. Viele Leute hier, vor allem in den Slums, haben andere Sorgen als den Umweltschutz. An Plastiktüten sparen – warum denn das?

Zwar gibt es mittlerweile in vielen asiatischen Städten eine einigermaßen funktionierende Müllabfuhr. Aber oft wird der Müll nur aus den besseren Gegenden abgeholt. In Bangkok zum Beispiel geht das Problem bis in die Innenstadt: Der Chao Praya – der Fluss, der die Stadt durchquert und dann in den Golf mündet – ist enorm verdreckt. Schlimmer noch Bangkoks Kanäle: Viele sind eine wahre Kloake.

Es sind aber nicht allein die Einheimischen, die den Müll verursachen. Von Ko Si Chang hat man einen guten Blick auf die Hotelburgen der Touristen-Metropole Pattaya, ein paar Kilometer weiter unten an der Küste. Die vielen Millionen Urlauber pro Jahr tragen ebenso wie die Dauergäste einiges dazu bei, dass der Strand der Insel nicht mehr sauber wird. Hier lassen sich auch Sonnencrème-Flaschen mit deutschem Aufdruck finden.

Bislang wurde der eingesammelte Plastikmüll auf Ko Si Chang einfach auf offenem Feld verbrannt. Seit kurzem gibt es auf der Insel aber wenigstens eine Müllverbrennungsanlage. Allerdings läuft sie erst noch im Testbetrieb. Aus einem Projekt, mit dem Plastikmüll in Benzin verwandelt werden sollte, ist bislang noch nichts geworden.

Teerapong Molee, der am Strand von Ko Si Chang ein Restaurant betreibt, hofft aber, dass sich das Problem bald einmal erledigt. «Meine Gäste haben keine Lust, auf den Müll zu schauen, wenn sie vom Teller hochgucken», sagt der 37-Jährige. Bevor die Ausflügler kommen, schickt er seine Leute seit einer Weile deshalb noch mal eigens zum Sammeln an den Strand. Aber wenn das Essen serviert wird, ist oft genug schon wieder neuer Müll da.

Fotocredits: Christoph Sator
(dpa)

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