Osterode – Große Teile des früheren Übungsplatzes der Bundeswehr in Osterode am Harz sollen bald ein weitgehend unberührtes Naturareal werden. Offiziell eröffnet wird das Schutzgebiet am 10. Juni.

Die Stiftung Nationales Naturerbe der Umweltschutzorganisation Nabu hat das knapp 54 Hektar große Areal von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gekauft, wie Sprecherin Frauke Hennek sagte. Das Gelände gehörte zu der im Jahr 2003 geschlossenen Rommel-Kaserne.

Das Areal, auf dem Soldaten früher militärische Manöver absolviert haben, soll nun schrittweise renaturiert und damit zu einem Rückzugsgebiet für seltene Tiere und Pflanzen werden. Die Nabu-Stiftung besitzt in Niedersachsen insgesamt 18 Schutzgebiete, die zusammen eine Fläche von rund 650 Hektar haben.

Nach der offiziellen Eröffnung am 10. Juni soll es regelmäßig Führungen für Naturfreunde geben, sagte die Vorsitzende des Nabu Osterode, Ursula Glock-Menger.

Das Areal ist Bestandteil der für den Naturschutz bedeutenden Gipskarstlandschaft des Südharzes. «Es gehört damit zu den Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland», schilderte die Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums, Dunja Rose. Das ehemalige Bundeswehrgelände habe zahlreiche schutzwürdige Lebensräume. Dazu gehörten offene Flächen und artenreiches Grünland, Hecken und Gebüsche, trockenwarme Standorte sowie Fließ- und Stillgewässer in Erdfällen.

«Das Gebiet besitzt eine große Bandbreite an unterschiedlichen Lebensräumen, die potenziell einer hohen Artenvielfalt Lebensraum bieten können», erklärte auch Nabu-Sprecherin Hennek. Deshalb habe das Bundesamt für Naturschutz die Flächen als Teil des Nationalen Naturerbes zur dauerhaften Sicherung vorgeschlagen.

Mit der Übernahme der Flächen verpflichten sich die Naturschützer zum Erhalt und zur Pflege der wertvollen Biotope. Die meisten Teile des Geländes, durch das auch ein Quellfluss des Hackenbaches fließt, sollen künftig einer ungestörten Entwicklung überlassen werden.

Auf knapp einem Viertel der Fläche wächst derzeit noch ein Wirtschaftswald, vor allem Fichten stehen dort. Dieser Wald soll zu einem naturnahen und für den Standort typischen Laubmischwald umgewandelt werden. «Denn Fichten gehören hier nicht her», so Osterodes Nabu-Chefin Glock-Menger. Auf den offenen Flächen sollen Schafe quasi als «Landschaftsgärtner» eingesetzt werden.

Eine aktuelle Erfassung der Tier- und Pflanzenarten auf dem ehemaligen Standortübungsplatz steht noch aus. Bei einem Monitoring 2006 fanden Experten an einem einzigen Tag aber bereits 378 verschiedene Gefäßpflanzen, darunter Seltenheiten wie das Kleine Mädesüß oder verschiedene Arten des Sonnenröschens. Hinzu kamen 34 Flechten, 43 Vogelarten, diverse Amphibien, Heuschrecken und Fledermäuse sowie 46 Schneckenarten. Mehr als 60 der damals gefundenen Tier- und Pflanzenarten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten.

Trotz dieser Vielfalt sei der Wert des Areals wegen der früheren Nutzung durch die Bundeswehr noch begrenzt, erklärte Nabu-Sprecherin Hennek. Durch eine zielgerichtete Entwicklung könne das Gelände aber bald noch viel mehr bedrohten Arten als Rückzugsraum zur Verfügung stehen.

Fotocredits: Holger Hollemann
(dpa)

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